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Der gute alte Skatepunk!

Von unserem Guest(Ghost)Writer: El Palo


Ich befand mich in der glücklichen Lage, dass ich die Zeit als die zweite (die eigentliche) Skate-Welle aus den USA zu uns rüberschwappte, im besten Alter erleben durfte. Ich selbst bezeichne mich auch als Reinkarnation Bob Marleys, jetzt wisst ihr in welchem Jahr ich das Licht der Erde erblicken durfte…


D.h. als Tony Hawk und Steve Caballero auch den Streetstyle Mitte der 80er nach Deutschland brachten, sprang ich zwar noch als kleiner Stöpsel herum, aber die Hochphase der neuen Skateszene durfte ich dann im besten jugendlichen Alter miterleben. Diese neue Szene brachte in den 90er auch einen neuen Musikstil mit sich, den guten alten Skatepunk, eine weiterentwickelte und speziellere Richtung des Melody-Cores. Größen wie Pennywise, NOFX, Lagwagon sind hier zu erwähnen, jedoch möchte ich im Folgenden auf eine nichtamerikanische Band eingehen, denn auch in Skandinavien setzte man auf spaßorientierte Partymusik zu dieser Zeit: Millencolin.


Für mich eine der geilsten “Gute-Laune-Bands“ überhaupt. Diese Band prägte mich in den 90er enorm und unterstrich meinen damaligen Lebensstil: Skaten, Eistee, Party, Coolness, LMAA-Einstellung…


Zu den aktuell traurigen Zeiten, aus der Sicht der Konzert- und Festival-Besucher, durfte ich kurz vor dem ersten Lockdown im Januar 2019 eines der letzten Konzerte von Millencolin erleben und das auch noch im Club Vaudville in Lindau. Dieser Club gehört an dieser Stelle auch nochmals positiv in´s Licht gesetzt, einer der geilsten Clubs weltweit, bei dem nicht nur die richtigen Bands spielen, sondern auch der Rahmen passt. Es gibt kein angenehmeres Publikum als im Club und hier ist es auch noch möglich unter offiziellen Umständen einen Rausch mit nach Hause zu schleppen, soll heißen, man benötigt nicht ein Vermögen um sich an der Theke ein paar hinter die Birne zu kippen, so wie auf manch Großveranstaltungen, auch Festivals genannt, das der Fall ist.


Zurück zu Millencolin…

Nach wie vor bin ich sofort im „Gute-Laune-Modus“, sobald sich die eindringenden, schnellen Riffs in meine Ohren bohren. Hinzu kommt noch die intellektuelle Lyrik welche Millencolin schon immer an den Tag legten. Hinter jedem Song steht eine Botschaft, mal mehr mal weniger tiefgründig, was in diesem „Party“-Genre nicht immer üblich ist. Immer schwingt auch ein Stück Sarkasmus unterschwellig mit, so dass die Tiefsinnigkeit gut mit der lustig-melodischen Mugge vereinbar ist. Mr. Clean ist hier ein gutes Beispiel, was meiner Meinung nach schon immer das Meisterstück der Band war und ist. Mein Gott haben wir zu diesem Song auf Partys in unseren jungen Jahren abgefeiert…


Wie man der Discographie entnehmen kann, haben sich Millencolin nie auf der faulen Haut ausgeruht, lediglich die Intervalle der Veröffentlichungen haben sich etwas gedehnt und von 2008 bis 2015 gab es eine kleine Denkerpause. Und trotz den vielen Alben klingt nicht jedes gleich, was in diesem Musikbereich schnell passieren kann. Hier hat Millencolin schon immer ein gutes Händchen gehabt, lediglich ab dem Album „Pennybridge Pioneers„ kann man einen kleinen Stil-Umschwung verspüren. Man könnte sagen sie sind erwachsener geworden. Lobend zu erwähnen ist auch, dass die Band immer noch in Urbesetzung spielt.


Das schöne ist auch, dass viele alte Hasen aus dem Bereich sich jetzt im gesetzten Alter wieder berufen fühlen, erneut aktiv zu werden und die gute alten Zeiten aufleben lassen, so sind „No Fun at All“, „Satanic Surfers“, „Lagwagon“ und viele mehr, mit relativ neuen Alben (Ende 20er) wieder am Start. Ja, hier ist gut zu erkennen, dass in Europa Skandinavien wohl als Keimzelle für den Skatepunk diente, womöglich braucht es in „dunkleren“ Ländern eben gute „Fun-Mugge“ ;-)


Ich befürchte nur, dass mit dem Ende dieser Bands eine Ära ausstirbt, denn an neuen ähnlich guten Formationen in diesem Genre kam leider nicht viel nach, und nein, der kommerzielle Ami-Teenie-Punkrock à la Blink 182 hat nichts mit dem guten alten Skatepunk zu tun.


Noch ein kurzes Wort zum ersten Album, wahrscheinlich ist es den meisten bekannt….

Eigentlich gibt es zwei erste Alben, gleiche Songs nur unterschiedlicher Titel. Aufgrund einer Klage von Warner Bros musste Millencolin ihr Album „Tiny Tunes“ in „Same Old Tunes“ umbenennen, auch das Cover musste getauscht werden. Ich bin noch stolzer Besitzer der Erstausgabe ;-)


Wie sind die Aussichten? Naja, das weiß zu Corona-Zeiten keiner so genau, auf jeden Fall ist für 2021 wieder ein kleine Festival-Tour geplant, die bereits im Mai starten soll. Jedoch sind bereits zwei hochkarätige Festivals (Hurricane und Southside) für dieses Jahr schon wieder abgesagt.

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