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  • Ray'N'Fox

Broilers - Puro Amor

Aktualisiert: 2. Mai 2021

Jugendliche von vierzig Jahren


Mein letztes engagiertes Review liegt schon etwas zurück. Nachdem mir Deutschland auf den Sack ging, habe ich eben jenen gepackt und bin über den Teich ins Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten geflüchtet. Hier sitze ich nun im Café, ohne Maske, genieße meinen Cappuccino in freundlicher Atmosphäre mit Gleichgesinnten. Aber zurück zum Thema, hier geht es schließlich um Musik und nicht die Freiheit... oder doch?!


Die Broilers sind zurück, und wenn ich das sage, meine ich zurück! Nach Noir hatte ich ehrlich gesagt nicht mehr mit einem Album für hartgesonnene Fans gerechnet, welches sich mit Lofi und Santa Muerte in einem Satz nennen lassen könnte.


Kurzer Rückblick: Im Jahr 2015 bot sich die Möglichkeit, Broilers in der Markthalle Hamburg zu sehen. Also, auf in die Karre und von Mittelfranken ab durch die Mitte in die Hafenstadt. Gutes, langes Konzert mit vielen alten und „Noir-Hits“ (für mich der musikalische Tiefpunkt der Band). Spätestens als „Blume“ gespielt wurde und ich aus dem Pogo heraus etliche verdutzte Fragezeichen der „Fans“ erspähen konnte, war für mich der Mainstream-Erfolg vollkommen. Glückwunsch, aber ohne mich!


Überrascht, was die Krise hier absondert? Puro Amor, ein doch ganz zugängliches Album für alte Fans. Im Allgemeinen gesprochen, wieder mehr Gitarren, gute Texte und man bekommt auch wieder Ska-Annoncen auf die Ohren. Warum, ab und an ein Synthesizer komische Melodien einspielt, sei mal dahingestellt - etwas künstlerische Freiheit sei gewährt.


Alles auf Anfang. Nicht alles endet irgendwann - ich interpretiere hier, dass die Band zurückkehrt und hoffentlich die verzweifelte Selbstbestätigung der Radiohörer überwunden hat. Sollte das der Fall sein, finde ich es mehr als gelungen. Klasse Start ins Album, mit Blasinstrumenten und einem guten Drive frische Laune, die Bog macht, die Anlage aufzureißen.

Nach Hause kommen - setzt einen drauf und lässt die Stimmung weiter steigen, auch wenn mir diese kontinuierlich gespielten zwei Hintergrundtöne im Verse/Refrain schon nach dem ersten Durchlauf etwas auf die Nerven gingen und wieso eigentlich nicht mit dem Grundton aufhören???

Gib das Schiff nicht auf - hier kommt meine Phantasie wieder zum Tragen. Eine schöne Zweideutigkeit, in der Krise nicht aufzugeben, für mich jedoch ein klares Statement, dass die Broilers zurück sind! Auch wenn der Mast gebrochen ist, dieses Schiff ist seetauglich - ich glaub daran!!!

„Holy shit“ - zurück zum Italienischen! Ich liebe diese bilingualen Ausflüchte der Band.

Alter Geist - hat mich zu sehr an Noir erinnert. Ich denke hier habe ich meinen Missmut bereits kundgetan.

Trink mich schön - geiler Groove, super Text mit schön arrangiertem Piano Sound. Muss nicht Synthy sein, geht auch so.


Ich hab jetzt bog auf ein Bier! Auf in die Kneipe! Viel besser…


Schwer verliebter Hooligan - das ist etwas, was Broilers für mich ausmacht. Ska-Punk-Bums mit poetischem Vollkontakt-Thema!

Der Nachtzug fährt und fährt - ob es das Bier ist oder die Stimmung (hängt vielleicht zusammen) - Deutschland schläft, ich bin noch wach! Diktatur der Lärchen beschreibt mein aktuelles Leben, auch wenn es vielleicht mit der Zeitverschiebung zusammenhängt...

Da bricht das Herz - weiter so! Schöner Song. „Ich hör es knacken, es platzt in der Brust“ dieser Abschnitt verursachte Gänsehaut beim ersten Durchgang… auch danach noch.


An diesem Punkt dachte ich mir, wenn es so weiter geht, ist das ein sehr gelungenes Album. Dann kam Dachbodenepisoden. Textlich ein sehr nachdenkliches, ausgefeiltes Lied. Pause drücken und die Platte an der besten Stelle hängen lassen! Wirklich sehr guter Song, der zum melancholischen Nachdenken anregt. Auch ab und an mal zurückschauen, auch wenn der Blick nach vorne geht.

Alles wird wieder ok – “War, what is it good for? Absolutely nothing!”

Niemand wird zurückgelassen - kritischer Song, über die aktuelle Gesellschaft. Schaut euch um und denkt nicht immer nur an euch. Guter Song, der Augen öffnet, den Egoismus auszublenden.


Dann kam „Alice und Sarah“. Bitte, warum dieser Elektro-Drum-Kack? Textlich super arrangiert aber ich komm auf den Beat absolut nicht klar! Dennoch, das Trompeten-Ensemble sehr schön arrangiert.

An allen anderen Tagen nicht - gefällt mir. Ob es ein Song ist um ein Album abzuschließen, weiß ich nicht... trotzdem gelungen.


Gesanglich kommt es mir in vielen Songs so vor, als ob Sammy hier an die Grenzen seiner Stimme kommt. Vielleicht wurden die Tonlagen absichtlich so gewählt - oder die Zeit schlägt zu, wer weiß... Jugendliche von vierzig Jahren.


Mein Resümee: 7/10 Punkten. Mir ist es leider zu viel Mainstream als Punk. Dennoch, auf das ein oder andere Lied kann man bei Konzerten gut tanzen.

Jungs und Mädl, ich hoffe ihr werdet die, die ihr wart. Freue mich auf das was noch kommen wird und das, was da war! Cheers.


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