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Papa Roach - Infest

20 Jahre Infest / Da war es also, das Millennium!

Vereinte Asymmetrie der übereinkommenden Unentschlossenheit des einzelnen Kollektivs


Marc Picky:


„My name‘s Coby Dick!“ Schallert es aus der Anlage! Infest. Papa Roach. 2000. Geil. Ein 20 Jahre altes Album mit 3-fachem Platinstatus, aktueller denn je. Infest war das Debütalbum der damals gerade mal Anfang-20-jährigen Jungs aus Vacaville und auch das Sprungbrett in die wachsende Nu-Metal Szene. Als Vorband von Rage Against the Machine und Limp Bizkit, die übrigens laut eigener Aussage damals schon sehr viel von Papa Roach hielten, konnten sie ihre Bekanntheit ausweiten. Zu der Zeit sahen sich Papa Roach als „Punker des Nu-Metal“, für das wohl 2021 kommende neue Album nahm Frontmann und Sänger Jacoby Shaddix übrigens erneut das Wort ‘Punk‘ in den Mund, man darf also gespannt sein.


Ich bin froh das wir uns dieses Album zum reviewen ausgesucht haben, ich höre die Songs zwar ab und zu mal zwischendurch vereinzelt, aber dadurch habe ich mir das Album im ganzen mal wieder angehört. Und zwar ziemlich oft. Es ist einfach ne richtig geile Platte. Ich hab sie mir übrigens eben bestellt, weil ich einfach finde sie gehört in mein Regal, dass aber nur am Rande.

Auf Last Resort möchte ich eigentlich nicht eingehen, sollte aber dennoch in Verbindung mit dem Album genannt werden. Den Song hört man auf sämtlichen Feten (als es noch welche gab) meist gegen 2 Uhr, wenn mal kurz n par rockige Lieder zwischen dem ganzen Malle quatsch gespielt wurden. Ich finde ihn nicht schlecht, allerdings macht es mir der Mainstream etwas kaputt. Dennoch ist dieser Song u.a. mitverantwortlich, dass Papa Roach zu dieser Größe aufgestiegen sind.


Wie sieht das Album generell musikalisch aus? Harte, verzerrte Gitarren wie man es vom Nu-Metal eben gewohnt ist. Geile Riffs (Infest, Between Angels and Insects, Blood Brothers, Revenge) die einem sofort ins Gedächtnis steigen. Und ein präsenter Bass, welcher bei vielen Rockbands leider untergeht – hier aber definitiv nicht. Freche direkte und ehrliche Lyrics runden das ganze ab. Die Songs gehen einfach stark nach vorne und direkt in die Fresse, ohne Zurückhaltung. Wenn wir schon bei den Texten sind, diese sind meiner Meinung nach genauso aktuell, wie sie wohl vor 20 Jahren waren. Das Ganze hat einen etwas erschreckenden Beigeschmack, aber scheinbar ändert sich die Welt einfach nicht. Lassen wir die Texte für sich selber sprechen:


People are the problem today (Infest) Stop pointing fingers cause we all are guilty (Dead Cell) This reality is really just a fucked up dream (Between Angels and Insects) It's too bad the world is based on greed (Between Angels and Insects) It’s in our nature, to destroy ourselfs (Blood Brothers)

Erwähnenswert ist auch der ‘Hidden Track‘ namens Tightrope. Dieser tanzt reggaeartig etwas aus der Reihe, was keinesfalls negativ gemeint ist. Es gab Zeiten da hab ich diesen einzelnen Track rauf und runter gehört.


Zum 20-jährigen Jubiläum haben Papa Roach die Songs neu aufgenommen, so etwas geht ja meist nach hinten los aber hier war ich positiv überrascht. Man hört zwar das teurere Equipment bzw. die bessere Aufnahme - hier ist die Welt wohl nicht stehen geblieben – aber die Stimme von Jonny Vodka klingt tatsächlich wie damals – energisch, laut, nach vorne. Das einzige was tatsächlich nachgelassen hat, sind seine screams. Diese sind entweder nicht auf demselben Level oder werden gekonnt weggelassen. Das schadet dem ganzen Kunstwerk allerdings nicht wirklich. Wenn wir schon beim lieben Mr. Dick sind, ich bin begeistert von seiner Energie, die er bei Konzerten an den Tag legt. Ich war zwar (bisher) nie live-live dabei, aber die zahlreichen Konzerte auf Youtube & Co. sprechen für sich. Der Kerl gibt einfach 100% und lebt für den scheiß. Bei Interviews ist er ebenfalls so aufgedreht und bringt einfach die Jacoby-Aura mit sich. Ich hoffe wir werden noch viele Jahre was von den Jungs hören.

In diesem Sinne… Viva La Cucaracha!


M.P. Resümee: 10/10 Punkten. Ich kann mich nur wiederholen... Geile Platte! Viele werden nur „Last Resort“ kennen, aber hier sollte man mal über den Tellerrand hinausschauen, das Album hat so viel mehr zu bieten!


Andras F. Röschl:


Alle Computer explodieren und beschissene Musik schwirrt durch den Äther! Ersteres hat sich ja glücklicherweise nicht ereignet, zweiteres leider in umso schlimmerem Ausmaß, wenn doch lieber ein paar Computer explodiert wären.


Gruppierungen (Bands kann man sowas ja nicht mit gutem Gewissen nennen) wie Link Kickshit und Blinking Quark kommen über den großen Teich und die Jugend dreht kollektiv durch… Schlimm genug in dieser Zeit meine Mofa/Mopped und dann den Führerschein gehabt zu haben. An jeder Steckdose dröhnt der Mist aus den Boxen, jede 8-Klassige Coverband spielt den Rotz noch schlechter nach und ich krieg schon wieder Würgereiz, wenn ich daran denke. Ich brauch mal kurz meine Tabletten und muss die Füße hoch legen…


Übrigens die Kollegen von Kick Shitfick musste ich mal über mich ergehen lassen… Die Haben den Award für die „Beste Liveband am Ende des Universums“ verdient, denn genau da gehören Sie hin. Schlechter geht es nicht, so eine Kacke habe ich vorher und nachher NIE MEHR erlebt!!! Brauchen die nicht noch Freiwillige für die Marsmissionen? Könnten da nicht Fred Wurst und seine Freunde mitgehen? Keep flying, flying, flying WHAT?!, völlig losgelöst…


Nachdem der „Neue“ entschieden hat was bewertet wird muss er halt nun damit leben!

Einige, viele Jahre später konnte ich bei Blinking Quark dann zu Motörhead flüchten (200 Nasen, der Rest war ja wo anders zu Gange). RIP Lemmy, du hast die Fahne bis zum Schluss getragen!!!


Genau in diese Zeit und diese Kerbe Schlagen dann also Papa Roach mit Ihrem Debut und ich erinnere mich genau an eine der unerreichten, unnachahmlichen Bauwagenfeten als zum ersten Mal das Lied über den „vereinsamten Schnitzer“ lief. Cut my life into Pieces, this is my last resort!!! Die Anlage auf 11. Danach fehlten Gläser/Flaschen und sonstige Utensilien und der Boden war übersät mit allem was nicht festgenagelt war… Das ist der Überhit, an dem sie sich immer messen lassen müssen! Das Teil kennt heute noch jeder, der schon einmal was vom Begriff Rockmusik gehört hat. Normalerweise kannst du nach diesen 3:20min heimgehen, wenn du nicht beide Beine gebrochen hast. … An dieser Stelle muss ich mit dem zweiten Laptop weiterschreiben…


Das war anders, das war ehrlicher, das hatte Seele. Später konnte ich mich einige Male von den Live-Qualitäten der Jungs auf diversen Festivals, als Vorband von Main Acts etc. überzeugen… Sie haben sich immer die 4 Buchstaben ab- und aufgerissen, spielten aber immer in der 2ten/3ten Liga mit, für den vollständigen Durchbruch hat es nie gereicht, wahrscheinlich auch gut so um irgendwo geerdet zu bleiben und um nicht am Rande des Universums nach Gigs zu betteln. In den Geldbeuteln sollte dies freilich nicht stören. Saniert sind sie wohl.


Dieses Rap-Metal Gedönse, (wahrscheinlich angefangen im Crossover-Boom der 90er welcher ja ein paar ziemlich geile Acts hervorgebracht hat) war nie mein Ding, wird es auch nie werden, aber das was Coby Dick und Kollegen hier fabrizieren ist wie erwähnt „cooler!“ und hier macht es wirklich Spaß, da es dezenter eingesetzt wird, wie kleine Nadelstiche! Da macht es Spaß, da ist es geil. Gib mir mal ein Bier!!!! Sie brauchen keinen verkappten Schwurbel-DJ der irgendwelche beschissenen Loops sampelt und ansonsten an seiner Pina-Colada rumschlürft. Bullshit, außer Sid Wilson, der darf das!!! Breitwandsound, das Ganze mit nur einer Gitarre auch immer Live umsetzbar (was ihnen scheinbar wichtig ist) und eine (niemals übertriebene) Produktion, die zündet!


Das Album hat den „bekannten“ roten Faden, ist rund, hat ein gelungenes passendes Cover (der Bandname ist fragwürdig, scheinbar nach dem Opa des Sängers etc.). Es gibt eigentlich keinen Totalausfall. Ich gebe zu, nachdem ich es seit vielen Jahren nicht gehört habe, hat es etwas gedauert, aber dann zündet es wieder. 3-4 Durchläufe später ist alles wieder da. Infest ist ein gelungener Opener der neugierig auf das Kommende macht. Im Allgemeinen macht der Bass eine schöne Grundstruktur, wummert schön, aber immer songdienlich! Ebenso das Schlagzeug, keine unangebrachten und unnötigen Finessen, weniger ist mehr und genau das passt so. Die Gitarre kann sich schön entfalten. Rundum stimmige Geschichte… Nach der Walze von „Last Resort“ kommt dann „Broken Home“ genau richtig, bevor sich bei „Dead Cell“ dann fast schon endgültig die Stimme aus dem Hals gemeiselt wird, aber der Kerle hat noch Reserven.


Immer wieder höre ich hier NYHC der zweiten Generation heraus (die Jungs kommen aber aus Kalifornien). Bei Revenge und Snakes in der zweiten Albumhälfte kommt also dann doch DJ Geschwurbel zum Einsatz, was hier aber dezent und songdienlich zum Einsatz kommt, stört nicht, tut nicht weh.


Schöner Anspieltipp ist hier die 20/20 live at Infest, die Coronabedingt im Studio stattfinden musste und als Stream angeboten wurde. Hier wurde das Album in kompletter Länge dargeboten, was bei herausstechenden Alben durchaus Sinn macht. Irgendwie fehlt hier ein bisschen Bumms in seiner Stimme.


A.F.R. Resümee: 8,5/10 Punkten. Alles in allem sehe ich hier ein solides (mehr) modern Rock Album mit (weniger) Nu Metal Facetten was bei mir eine 8/10 auf den Punkt ruft. Mit einem gewissen (schon jetzt vorhandenen) Nostalgiefaktor und zahllosen alten Feten im Kopf gibt es hier noch einen halben Punkt dazu. Für die 9 reicht es dann nicht ganz, da der Ausfall „Tight Rope“ den halben Punkt schmälert. (Bob Marleys Cousin dritten Grades verirrt sich in der jamaikanischen Hochebene) 9, 10 oder sogar 11 Punkte vergibt man ja schließlich nicht so nebenbei. Aber sag das mal dem „Neuen“. Und jetzt schneid ich mein Leben in Stücke und suche nach dem letzten Ausweg!

 

Gesamtresümee: 9,25/10 Punkten

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